Bild: Jungfernheide


telegrafisches Kurzzeichen: BJUN, vormals Jun
eröffnet: 1. Mai 1894
elektrischer Betrieb seit: 1. Februar 1929
Zugverkehr eingestellt: 18. September 1980
Zugverkehr wieder aufgenommen: 15. April 1997
Station liegt auf der Ringbahn

Westend Beusselstraße
Wernerwerk  

Wer in der Jungfernheide nach den namensgebenden Frauen sucht, kommt Jahre zu spät. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wandelten dort katholische Ordensfrauen aus der Gemeinde St. Nikolai über die Wiesen. Das Kloster dieser Benediktinerinnen existiert heute nicht mehr und die Jungfrauen sind nicht nur dort seltener geworden.

Der Bahnhof Jungfernheide eröffnete am 1. Mai 1894 mit einem Mittelbahnsteig, dem späteren Bahnsteig A. Ein zweiter Mittelbahnsteig (B) kam am 1. Januar 1908 für die Vorortzüge der Lehrter Bahn hinzu.
Ab 1927 wurde der Bahnhof im Rahmen des Neubaues der Siemensbahn umgebaut. Ungefähr 200 Meter östlich versetzt von den Bahnsteigen A und B errichtete man einen dritten Mittelbahnsteig, C genannt. Auch erhielt die Station eine neue, östliche gelegene, umfangreiche Tunnel- und Treppenanlage, die den bis dato einzigen westlichen Zugang ergänzte. Das alte Stellwerk musste abgerissen werden und wurde auf dem Vorortbahnsteig A neu errichtet. Dieses neue Stellwerk Jun blieb bis zum September 1980 in Betrieb.
Die Ringbahnzüge der S-Bahn erreichten den Bahnhof das erste Mal am 1. Februar 1929 auf dem elektrischen Wege. Die Züge der Siemensbahn fuhren von Anfang an mit Strom.

Weiteres zum Bau der Siemensbahn und der Station finden Sie hier.

Bild: Bahnhof

Blick vom neuen Bahnsteig C auf den alten Ring- und Vorortbahnsteig B mit neuem Stellwerk "Jun".

Die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges zerstörten kurz vor der Kapitulation Nazideutschlands das nördliche Widerlager der Spreebrücke bei Wernerwerk. Sowjetische Pioniere bauten zwar sehr schnell eine hölzerne Notbrücke, die jedoch eher der Abfuhr von Reparationsleistungen diente als der Aufnahme des S-Bahnverkehres. Bevor britische Truppen im Juli 1945 das Gebiet um die Siemensstadt besetzten, verschwand auch noch das zweite Streckengleis von Jungfernheide nach Siemensstadt gen Osten. Erst Ende 1955 stellte die DR dieses zweite Streckengleis wieder her und nahm den zweigleisigen Betrieb am 15. Juli 1956 bis Siemensstadt wieder auf.

Am 28. August 1951 wurde der Bahnsteig A für den S-Bahnverkehr nach Spandau über Siemensstadt-Fürstenbrunn hergerichtet unter gleichzeitiger Aufgabe des dampfbetriebenen Vorortverkehres.
Die Station hatte bis zum 25. April 1975 ein kleines Kuriosum zu bieten: Man konnte von Jungfernheide nach Jungfernheide fahren, und das in wenigen Sekunden. Im Betrieb hielten die Züge aus Siemensstadt erst am Ringbahnsteig B und danach, falls sie nicht weiter auf der Ringbahn fuhren, am Bahnsteig C.

Bild: Gleisplan

Der Gleisplan von 1930 zeigt die umfangreichen Gleisanlagen von Jungfernheide.
Einen größeren Gleisplan, der die Änderungen an den Anlagen im Laufe der Jahre dokumentiert, finden Sie hier.

Durch den Bau der U-Bahnlinie H (heutige U7) kam es am 16. Dezember 1975 zur Schließung und dem anschließenden Abriß des Bahnsteigs C. Die Züge der Siemensbahn hatten als neues Endziel den Bahnhof Beusselstraße und hielten mit den Zügen der Ringbahn nun gemeinsam am verbreiterten Bahnsteig B. Der Reichsbahnerstreik vom September 1980 brachte auch hier den Verkehr zum Erliegen, er wurde nach Streikende auch nicht wieder aufgenommen. Wenige Tage später, am 1. Oktober 1980 wurde der unterirdische U-Bahnhof Jungfernheide dem Verkehr übergeben. Eine Übergangsmöglichkeit zur S-Bahn bestand jetzt jedoch nicht mehr.

Bild: Falschfahrt

Blick vom Bahnsteig A auf einen auf "falschen Gleis" fahrenden Zug aus Gesundbrunnen.
Links vom Zug befand sich der ehemalige Bahnsteig C (2. Juni 1979).

Zwischen dem 31. Mai 1992 und 25. Juni 1994 reaktivierte man den ehemaligen S-Bahnsteig B für den Regionalverkehr nach Nauen. Nach Abriß aller alten Bahnsteige und Neubau eines neuen S-Bahnsteiges wurde der Bahnhof am 15. April 1997 für die Ringbahn wieder in Betrieb genommen. Der Bahnhof diente nun für die nächsten 2 ½ Jahre als Endstation, bevor die Züge am 19. Dezember 1999 weiter in Richtung Westhafen fuhren. Ein zweiter Bahnsteig für den Regionalverkehr entstand als Neubau ungefähr an gleicher Stelle wie der alte Bahnsteig A.

Westend Beusselstraße
Wernerwerk  

Autoren:
Detlef Hoge, Mike Straschewski

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
50 Jahre Siemensbahn Jungfernheide - Gartenfeld; Peter Bley; Berliner Verkehrsblätter; Heft 11/1979

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008


letzte Änderung des Textes: 4. November 2008

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