Bild: Springpfuhl


telegrafisches Kurzzeichen: BSPH (gilt nur für den S-Bahnhof), vormals Sgp
eröffnet: 30. Dezember 1976
elektrischer Betrieb seit: 30. Dezember 1976
Station liegt am Berliner Außenring

  Gehrenseestraße
Friedrichsfelde Ost Poelchaustraße

Vom GAR zum BAR verlegt

Mit der Neugestaltung Berlins zur Reichshauptstadt Germania, die Hitler am 30. Januar 1937 angeordnet hatte, wurde die seit der Jahrhundertwende ins Auge gefasste Umgehungsbahn, nun als "Güteraußenring" (GAR) bezeichnet, wieder aufgegriffen, um den nicht für Berlin bestimmten Güterverkehr um die Stadt herumzuleiten. Mitte 1938 begannen trotz nicht ausgereifter Planungen die Arbeiten. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurde das Programm reduziert, alle nicht kriegswichtigen Bauten schränkte man ein, bis sie 1943 ganz eingestellt wurden. Nicht jedoch den GAR, der nun wegen Vereinfachungen in der Streckenführung als "Vorläufiger GAR" (VGAR) bezeichnet wurde. Diese eingleisige Strecke war am 16. Dezember 1940 zwischen Teltow und Biesenhorst (heute Wuhlheide) mit zwei Anschlüssen an die Ostbahn fertiggestellt und am 1. Januar 1941 eröffnet worden [1].

Als am 2. Oktober 1941 die neue eingleisige Strecke des GAR von Biesenhorst bis Berlin-Karow in Betrieb ging, gab es in Springpfuhl einen Kreuzungsbahnhof mit zwei Gleisen, von dem nach Berlin-Marzahn eine Verbindungskurve abzweigte. Mit Fahrplanwechsel am 6. Oktober 1941 begann auf dem vorläufigen GAR und auf den eiligst errichteten Hilfsrangierbahnhöfen Großbeeren, Rüdnitz und Fredersdorf (b Bln) das volle Betriebsprogramm.

Bild: Zugverkehr Im Jahre 1978

Der neue S-Bahnhof Springpfuhl nach Eröffnung der S-Bahn nach Marzahn. Im Hintergrund entsteht das neue Wohngebiet (13. Juli 1978).

Um Westberlin nach dem Krieg zu umfahren, ergänzte die Deutsche Reichsbahn (DR) ihr Netz mit einigen Verbindungskurven. Das waren am 24. Mai 1950 vom neuen Abzweig Springpfuhl Nord am GAR zum vorhandenen Abzweig Friedrichsfelde (Aff, vorher Iab) an der Wriezener Bahn und Ende Dezember 1950 von Springpfuhl am GAR zum Abzweig Friedrichsfelde Ost (Ffo) an der Ostbahn.

Von Dezember 1965 bis September 1967 plante die DR als "Springpfuhl—Wuhlheide—Eichgestell" ein Bauvorhaben, das außer dem Begradigen des BAR für hohe Geschwindigkeiten den Ausbau des Rangierbahnhofs Wuhlheide berücksichtigte und den Bau des Biesdorfer und Wuhlheider Kreuzes umfasste. Mit beiden Betriebskreuzen sollte der BAR nach dem Vorbild des Grünauer Kreuzes niveaufrei mit der Wriezener und der Ostbahn in Biesdorf und mit der Frankfurter Bahn südlich von Wuhlheide verknüpft werden. In ihren Planungen sah die DR eine neue S-Bahn-Strecke nach Berlin-Marzahn vor sowie die S-Bahn entlang des BAR bis zum Grünauer Kreuz.

1968 begannen nördlich der Ostbahn die Bauarbeiten für eine erste Ausbaustufe des Biesdorfer Kreuzes. Der von Norden kommende zweigleisige BAR (der alte eingleisige Güteraußenring über Wartenberg—Margarethenhöhe war Ende April 1957 aufgegeben worden) sollte in gerader Flucht zu einem neuen Bahnhof Springpfuhl verlängert werden, der sich rund 100 Meter östlich des alten befindet, nördlich der heutigen Allee der Kosmonauten. Von dieser Betriebsstelle aus waren neue Anschlüsse nach Berlin-Lichtenberg und Berlin-Marzahn vorgesehen, um auf der alten steigungsreichen Wriezener Bahn über Magerviehhof den Betrieb einstellen zu können. Die Verbindungskurven zum Rangierbahnhof Berlin-Wuhlheide und nach Berlin-Kaulsdorf schloss man provisorisch an. Während der komplizierten Bauzustände bestanden zeitweise vom 31. August bis 14. September 1971 zwei Betriebsstellen mit Namen Springpfuhl, bis am 17. September 1971 die erste Ausbaustufe voll in Betrieb genommen wurde. Zugleich waren in diesem Bereich einige zunächst nicht nutzbare Brücken für den BAR und dessen Verbindungskurven zu errichten, um den Weiterbau in Richtung Süden zu ermöglichen. Das rasche Fertigstellen dieser ersten Ausbaustufe des künftigen Biesdorfer Kreuzes diktierten im Wesentlichen die zu errichtenden Industriekomplexe an der noch zu bauenden Rhinstraße.

Bild: Ansicht im Jahr 2002

Der heutige S-Bahnhof Springpfuhl mit dem Wohngebiet im Hintergrund.
Vom einstigen Baugeschehen ist nichts mehr zu spüren, doch ist Platz für einen zweiten S-Bahnsteig (2. Juni 2002).

Bis 1971 war in Springpfuhl auch der Bahnsteig einschließlich Dach für den künftigen S-Bahnhof fertiggestellt. Entgegen vorherigen Pressemeldungen hielten die ab 17. September 1971 wieder verkehrenden Vorortzüge nach Werneuchen nicht am Bahnsteig in Springpfuhl. Die Gleisanlagen gestatteten es nicht, die Berufsverkehrszüge in Richtung Norden - wie von den staatlichen Gutachtern vorgeschlagen - in Springpfuhl enden und beginnen zu lassen. Von hier bestanden zwei eingleisige Strecken nach Berlin-Marzahn, von denen aber wegen fehlender Sicherungstechnik nur eine genutzt werden konnte. In einer großen Totalsperrung vom 24. bis 25. Januar 1975 erhielten S-Bahn und BAR ihre neuen Lagen im künftigen Biesdorfer Kreuz. Danach erst war es möglich, die S-Bahn nach Springpfuhl und weiter nach Berlin-Marzahn aufzubauen [2].

Die S-Bahn-Strecke vom neuen Abzweig Biesdorfer Kreuz bis Springpfuhl war zweigleisig, anschließend bis Berlin-Marzahn nur eingleisig vorgesehen und gebaut worden. Auf ihr ist am 30. Dezember 1976 (lt. Kursbuch war bereits der 13. Dezember 1976 geplant) der Betrieb eröffnet worden. Der neue S-Bahnhof war am südlichen Ende über eine (im Winter beheizbare) Treppe von der damaligen Springpfuhlstraße (heute Allee der Kosmonauten) erreichbar.

Zu diesem Zeitpunkt war gerade der Wohnungsbau in Marzahn/Ahrensfelde sowie Hohenschönhausen beschlossen worden, und dies verlangte nicht nur den zweigleisigen Ausbau der S-Bahn bis zum Endpunkt, sondern die neuen Wohnungsgebiete waren jetzt auch mit der Straßenbahn zu erschließen, eben über die Allee der Kosmonauten. Die Brücke über Fern- und S-Bahn war für weitere zwei Fahrspuren für Autos sowie für zwei Gleise der Straßenbahn zu erweitern. Weil zwischen dem S-Bahnsteig und den Haltestellen ein direkter Übergang eingerichtet werden sollte, war die einstige Zugangstreppe zu halbieren; damit entfiel auch die Treppenheizung.

Um den künftigen Einwohnern der neuen Wohngebiete kurze Reisezeiten in das damalige Stadtzentrum zu bieten, kam nur eine S-Bahn entlang des BAR in Frage: Nördlich des S-Bahnhofs Springpfuhl waren jetzt nachträglich nicht nur das Überwerfungsbauwerk für die S-Bahn nach Hohenschönhausen, sondern auch der auf der Bogeninnenseite vorgesehene zusätzliche Bahnsteig an der S-Bahn-Strecke nach Berlin-Marzahn (geplant als Springpfuhl Nord, ab 28. September 1979 als Karl-Maron-Straße in Betrieb, seit 31. Januar 1992 Poelchaustraße) zu berücksichtigen. Die Arbeiten begannen bereits 1978 [3]. Am 28. September 1979 ist zwischen Springpfuhl und Berlin-Marzahn der zweigleisige Betrieb aufgenommen und gleichzeitig der dazwischen befindliche heutige S-Bahnhof Poelchaustraße eröffnet worden.

Bild einfahrender Zug von Friedrichsfelde Ost kommend

Ein Blick von der Brücke der Allee der Kosmonauten auf den S-Bahnhof Springpfuhl, links die Bahnanlagen des Berliner Außenringes mit dem Bahnhof Biesdorfer Kreuz Nord (24. März 2010).

1980 erhielt der S-Bahnhof Springpfuhl wegen der Verkehrszunahme nicht nur eine vollständige Überdachung, sondern auch einen nördlichen Fußgängertunnel zum benachbarten Stadtteilzentrum. Das nach Hohenschönhausen führende S-Bahn-Gleis verlässt die Marzahner S-Bahn auf östlicher Seite und überquert auf einer 112 Meter langen Brücke alle drei Gleise. Dieses Überwerfungsbauwerk - 1982 begonnen - war zur Eröffnung der S-Bahn nach Hohenschönhausen am 20. Dezember 1984 fertig [3].

Nicht nur Marzahn/Ahrensfelde und Hohenschönhausen waren zu DDR-Zeiten Standorte für neue Wohngebiete, sondern auch Karow/Buch am östlichen Teil des Außenringes. Die Kapazität der S-Bahn zwischen Biesdorfer Kreuz und Warschauer Straße beträgt nur acht Zuggruppen in 20 Minuten. Perspektivisch rechnete man maximal aus Richtung Strausberg mit drei Zuggruppen (E, G, G I bzw. E I), von Ahrensfelde mit drei (P, R, R I) und aus Richtung Wartenberg mit vier Zuggruppen (T, S, Y von Blankenfelde Ost, T I von Wartenberg), insgesamt zehn. Es war nicht möglich, die vom nördlichen Außenring kommenden S-Bahn-Züge über den östlichen Teil der Ringbahn abzuleiten; denn der damalige Grenzstreckenabschnitt Berlin-Pankow—Schönhauser Allee mit seinen großen Signalabständen ließ nur fünf Zuggruppen zu (K, L, M, N, O).

Als weiterer Schritt für eine spätere S-Bahn am Außenring war deshalb 1987/88 vorgesehen, vom S-Bahnhof Springpfuhl aus in südlicher Richtung eine neue S-Bahn-Strecke nach Biesdorf Süd mit Übergang zum gleichnamigen U-Bahnhof zu bauen. Dann hätte besonders die U-Bahn (heute U5) zur Fahrt ins damalige Stadtzentrum genutzt werden können. In Springpfuhl ist dafür ein zweiter östlicher S-Bahnsteig nötig, da ständig die Kapazitätsgrenze erreicht wird und sich damit Störungen weitreichend auswirken. Das Vorhaben sollte in zwei Bauabschnitten von 1992 bis 1995 realisiert werden. Die politische Wende in der damaligen DDR und die Einheit Deutschlands verschoben den Baubeginn, weil vorrangig die Ringbahn und die Radialstrecken wieder herzustellen waren. Trotzdem kann nach dem Jahre 2015 - je nach den künftigen Wohnungsbaustandorten und der Bestellung des Senats von Berlin - eine S-Bahn am Außenring von Berlin-Karow bis Schönefeld nutzbringend sein, wie Verkehrsprognosen belegen.

Zwischen den Stationen Springpfuhl und Gehrenseestraße sah die Deutsche Reichsbahn in den 1980er Jahren einen weiteren S-Bahnhof mit dem Arbeitsnamen Bürknersfelde vor.

  Gehrenseestraße
Friedrichsfelde Ost Poelchaustraße

Autor:
Dipl.-Ing. Bernd Kuhlmann

Quellen und weiterführende Buchtipps:
[1] Kuhlmann, Bernd: Eisenbahn-Größenwahn in Berlin – Die Planungen von 1933 bis 1945 und deren Realisierung; Verlag GVE, Berlin 2008
[2] Kuhlmann, Bernd: Wie das Biesdorfer Kreuz entstand; in: Verkehrsgeschichtliche Blätter [Berlin], 12 (1985), Heft 6, Seite 125-133
[3] Bock, Peter: S-Bahn-Strecke nach Hohenschönhausen in Betrieb; in: Verkehrsgeschichtliche Blätter [Berlin], 12 (1985), Heft 1, Seite 18-20

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
31. März 2013


letzte Änderung des Textes: 6. Mai 2013

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