Bild: Bürknersfelde


telegrafisches Kurzzeichen: geplant BBKF oder auch BBÜF
eröffnet: geplanter Haltepunkt
elektrischer Betrieb seit: 20. Dezember 1984
Station liegt am Berliner Außenring

Gehrenseestraße Springpfuhl

Bald nach Inbetriebnahme der S-Bahn bis Berlin-Marzahn am 30. Dezember 1976 beschloss die DDR-Führung, neue Wohngebiete in Hohenschönhausen zu bauen. Um den künftigen Einwohnern kurze Reisezeiten in das damalige Stadtzentrum zu bieten, kam nur eine S-Bahn entlang des Berliner Außenringes (BAR) in Frage: Nördlich des S-Bahnhofs Springpfuhl waren jetzt nachträglich nicht nur das Überwerfungsbauwerk für die S-Bahn nach Hohenschönhausen, sondern auch der auf der Bogeninnenseite vorgesehene zusätzliche Bahnsteig an der S-Bahn-Strecke nach Berlin-Marzahn zu berücksichtigen (geplant als Springpfuhl Nord, in Betrieb als Karl-Maron-Straße, heute Poelchaustraße). Die Arbeiten für die neue Bahnverbindung nach Hohenschönhausen begannen bereits 1978 [1].

Trotzdem war die Lage der S-Bahn am BAR zwischen Landsberger Allee (damals noch Leninallee) und Gehrenseestraße strittig. Die Deutsche Reichsbahn (DR) beabsichtigte, östlich des Industrieübergabebahnhofs Berlin Nordost ein Containerzentrum zu errichten. Zwei der geplanten Umschlaganlagen sollten zwischen Industrieübergabebahnhof und BAR entstehen, in einer zweiten Ausbaustufe zwei weitere östlich davon, so dass der BAR um rund 55 Meter hätte verlegt werden müssen. Die S-Bahn konnte entweder unmittelbar parallel zum vorhandenen BAR angelegt werden, oder man baute sie im endgültigen Abstand zum BAR. Zugleich war zu entscheiden, ob die (noch nicht elektrifizierten) Gleise des BAR ebenfalls in diese Endlage zu bringen waren, oder ob der BAR in seiner damaligen Trasse beizubehalten und zu elektrifizieren und später bei Notwendigkeit kostenaufwendig zu verlegen ist. Weil es an Baukapazität fehlte, wählte man die letzte Variante, und deshalb ist heute zwischen S-Bahn und BAR Brache. Da die DR 1993 auf den Containerumschlagplatz verzichtete, ist das teilweise angelegte Planum für den zu verlegenden BAR nutzlos.

Bild: Bahnsteig im Rohbau

Blick von der Brücke Landsberger Allee in Richtung Norden auf den im Bau befindlichen S-Bahnhof Bürknersfelde:
Rechts verlegt ein Platow-Kran die Gleisjoche für das zweite S-Bahn-Gleis, links befindet sich das fahrbare Unterwerk (fUw), der S-Bahn-Zug in Bildmitte befährt gerade die Verzweigungsweiche in Richtung Springpfuhl. Diese Weiche war der Grund, später die westliche Bahnsteigkante nicht weiter zu bauen (1984).

Der damalige Magistrat von Berlin sah an der neuen S-Bahn-Strecke lediglich die neuen S-Bahnhöfe Gartenstadt (als Gehrenseestraße eröffnet) und Hohenschönhausen Nord (heute Berlin-Hohenschönhausen) vor. Vorsorglich plante das Ministerium für Verkehrswesen einen weiteren Haltepunkt in Bürknersfelde an der Landsberger Allee, damit hier künftig zu anderen Verkehrsmitteln umgestiegen werden kann bzw. die damals bedeutsame Berliner Werkzeugmaschinenfabrik (BWF) erreichbar ist; es sollten nur die Bahnsteigkanten vorbereitet werden, um spätere Betriebsbehinderungen auszuschließen. Damals wurde offen gelassen, wie der künftige S-Bahnsteig zu erreichen wäre: über eine Fußgängerbrücke oder einen Fußgängertunnel nach Osten oder auch über Zu- und Abgänge zur auf der damaligen Leninallee (heute wieder Landsberger Allee) verkehrenden Straßenbahn.

Nördlich des S-Bahnhofs Springpfuhl musste sowohl die Fern- als auch die S-Bahn nach Berlin-Marzahn nach Osten verlegt werden. Denn zwischen BAR und dem Ferngleis der Wriezener Bahn waren die Rampen für das die Fernbahn auf einem tunnelartigen Bauwerk überquerende S-Bahn-Gleis von Hohenschönhausen und für ein geplantes Einfahrgleis zum Containerzentrum anzulegen, das zusätzlich über den BAR führen sollte. Das nach Hohenschönhausen führende S-Bahn-Gleis verlässt die Marzahner S-Bahn auf östlicher Seite und überquert auf einer 112 Meter langen Brücke alle drei Gleise. Dieses Überwerfungsbauwerk - 1982 begonnen - war zur Eröffnung der S-Bahn nach Hohenschönhausen am 20. Dezember 1984 fertig [1].

Die Strecke war zunächst nur eingleisig, und nördlich des Überwerfungsbauwerkes befand sich die Verzweigungsweiche für das richtungsweise Ein- und Ausfädeln in und aus den S-Bahnhof Springpfuhl. Für die Stromversorgung war am geplanten S-Bahnhof Bürknersfelde ein fahrbares Unterwerk aufgestellt, bis in Springpfuhl Nord und Hohenschönhausen (ab Dezember 1985) ortsfeste Anlagen entstanden. Auf dem eingleisigen Abschnitt Springpfuhl—Hohenschönhausen - zunächst war nur das westliche Gleis gebaut worden - durfte sich wegen fehlender Sicherungsanlagen jeweils nur ein S-Bahn-Zug befinden, so dass nur ein 20-Minuten-Verkehr möglich war. Am 20. Dezember 1985 konnte nicht nur der zweigleisige Betrieb, sondern auch die bis Wartenberg verlängerte Strecke eröffnet und zeitweise im 10-Minutentakt befahren werden [2].

Bild: Bahnsteigfragmente März 2013

Der angefangene Bahnsteig heute. Sollte es jemals hier mit Bauarbeiten weitergehen, würden auf jeden Fall die alten Bahnsteigkanten ausgetauscht werden (27. März 2013).

Vom Bahnsteig in Bürknersfelde künden heute nur Bahnsteigkanten, von denen die westliche nur zur Hälfte errichtet wurde. Nach der Einheit Deutschlands ist die in der Nähe befindliche Berliner Werkzeugfabrik aufgelöst worden, in deren Hallen heute teilweise die Knorr-Bremse produziert; ein starker Berufsverkehr wie früher besteht nicht mehr. Ob und wann hier ein S-Bahnhof entsteht, hängt von den Bestellungen des Senates von Berlin ab. In der Betriebskonzeption der S-Bahn Berlin GmbH ist dieser enthalten, auch ein nördlich davon vorgesehenes Weichentrapez.

Gehrenseestraße Springpfuhl

Autor:
Dipl.-Ing. Bernd Kuhlmann

Quellen und weiterführende Buchtipps:
[1] Bock, Peter: S-Bahn-Strecke nach Hohenschönhausen in Betrieb; in: Verkehrsgeschichtliche Blätter [Berlin], 12 (1985), Heft 1, Seite 18-20
[2] Bock, Peter: Mit der S-Bahn nach Wartenberg; in: Verkehrsgeschichtliche Blätter [Berlin], 13 (1986), Heft 1, Seite 15-17

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
5. Mai 2013


letzte Änderung des Textes: 26. August 2020

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