Bild: Wildau


telegrafisches Kurzzeichen: BWI, vormals Wi
eröffnet: 19. Juni 1899
elektrischer Betrieb seit: 30. April 1951
Station liegt an der Görlitzer Bahn

Zeuthen Königs Wusterhausen

Neben der kleinen Station Wildau erstreckt sich das Gelände des ehemaligen Lokomotiv- und Schwermaschinenbauers Schwartzkopff. Diese Firma war für die Gemeinde der Hauptgrund, dass sie einen Bahnanschluß erhielt. Denn um die Arbeiter und Angestellten schnell und preiswert zu ihrer Arbeitsstätte bringen zu können, eröffnete am 19. Juni 1899 die Station mit dem bis heute vorhandenen Mittelbahnsteig. Anfänglich diente der Haltepunkt nur dem Werkverkehr, kurz darauf durften auch vereinzelte Züge für den öffentlichen Bedarf halten. Zum 1. Mai 1900 wurde die Station endgültig für den gesamten Verkehr freigegeben.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Verkehr auf der Görlitzer Bahn für wenige Wochen eingestellt. Zum Zeitpunkt der Wiederinbetriebnahme war das alte Deutschland neu aufgeteilt: Wildau lag nun in der sowjetischen Besatzungszone - das private Lokomotivwerk wurde verstaatlicht. Die wirtschaftliche Bedeutung der Fabrik war immens, so daß die Deutsche Reichsbahn noch vor Gründung der DDR angewiesen wurde, u.a. zur besseren Anbindung Wildaus, die Görlitzer Bahn zwischen Bln-Grünau und Königs Wusterhausen mit einer Stromschiene auszustatten. Die ersten vorbereitenden Baumaßnahmen dazu begannen im Sommer 1949. Im August 1949 wurde das neu aufgebaute Streckengleis Königs Wusterhausen—Grünau aufgrund der Planungen umgewidmet: Aus der zweigleisigen Strecke zwischen Grünau und Königs Wusterhausen wurden nun zwei eingleisige Strecken.

Bild: Einfahrt 1983

Einfahrt in den Haltepunkt Wildau, von Zeuthen kommend.
Rechts erkennbar das nichtelektrifizierte Gleis der Fernbahn (15. August 1983).

Seit dem 30. April 1951 fahren von hier die rot-gelben Züge. Gleichzeitig nahm man das Stellwerk Wildau ("Wib", in Betrieb bis 20.1.2006), das sich ca. 500 Meter weiter nördlich am Wegübergang Freiheitstraße befand, in Betrieb. Dieses Stellwerk, das auch den Verkehr auf der Fernbahn regelte, war neben dem am selben Tag in Betrieb genommenen Stellwerk in Königs Wusterhausen ("Kwm") etwas Besonderes: Beide waren die ersten selbsterbauten Gleisbildstellwerke der DDR-Reichsbahn [1].

Anfänglich verkehrten hier von Königs Wusterhausen kommend die Züge der Zuggruppe H über die Stadtbahn bis nach Spandau West (ab 14. August 1951 bis nach Falkensee). Mit dem Mauerbau endeten die Züge für die nächsten knapp 29 Jahre im Bahnhof Friedrichstraße. Ab dem 2. Juli 1990 erreichte man von Wildau aus mit durchgehenden Zügen wieder Bln-Wannsee, später nur noch Charlottenburg, dann wieder Westkreuz. Erst mit dem Sommer-Fahrplanwechsel vom 29. Mai 1994 änderte sich der jahrzehntelange Zuglauf über die Stadtbahn; seitdem gehen die Züge auf die Ringbahn über.

Ein zweites Bahnsteiggleis war bis Mitte der 1980er Jahre vorhanden. Über dieses verkehrten ohne Halt die Züge der Fernbahn. Mit der Wechselstromelektrifizierung und der dabei im Vorfeld erfolgten Neutrassierung gab man dieses zweite Gleis auf. Vom Bahnsteigdach, das noch im Jahre 1993 ungefähr den halben Bahnsteig abdeckte, war auch nach dem ersten Umbau 2008 nur noch ein kläglicher Rest übrig. Hauptsächlich baute man bei diesen Arbeiten nur die beiden Zugangsbauwerke neu auf; deren Übergabe erfolgte am 27. August 2008 [2]. Erst mit der nächsten Umbaumaßnahme, beginnend im Frühjahr 2012, wurden Bahnsteig und Station grundlegend saniert. Zudem errichtete man das zweite Bahnsteiggleis wieder; ein großes Plus für mehr Fahrplanstabilität.

Bild: ohne zweites Gleis 2006

Im Rahmen der Sanierung der Görlitzer Bahn bekam der Haltepunkt Wildau ein zusätzliches Bahnhofsgleis.
Seit dem 27. Mai 2013 halten auch an dieser Bahnsteigkante wieder die Züge (16. September 2006).

Das mickrige Bahnsteigdach wurde abgerissen und auf 49 Metern (immerhin ein Drittel der gesamten Bahnsteiglänge) neu aufgebaut. Ein Aufzug, eine aufgeweitete Unterführung sowie ein neuer Bahnsteigbelag samt neuer Kante und neuem Mobiliar im aktuellen Chic der Deutschen Bahn AG vervollständigen nun die Station. Im Juli/August 2012 wurde das zweite Gleis verlegt und mit Weichen entsprechend an die Strecke angebunden. Am 27. Mai 2013 nahm man das neue Bahnsteiggleis in Betrieb, das alte ging schon am 24. Mai außer Betrieb. Hier erfolgte nun auch eine grundlegende Sanierung der Bahnsteigkante und des -belags. Seit Betriebsbeginn um 4.00 Uhr am 31. Mai 2013 ist Wildau nach den betrieblichen Vorschriften der Eisenbahn ein Bahnhof  [3].

Am 15. Januar 2014 wurde die Station feierlich eingeweiht. Für die täglich knapp 4.000 Ein- und Aussteiger investierten die DB AG und das Land Brandenburg 10,55 Millionen Euro [4]. Am 8. Mai 2014 erfolgte am Gleis 3 die feierliche Taufe des Triebwagens 442 328 auf den Namen Wildau. Warum es ein wechselstrombetriebener Triebwagen des Regionalverkehres sein mußte bleibt das Geheimnis der Organisatoren. Denn schließlich halten hier nur gleichstrombetriebene S-Bahnen...
An die ehemaligen Schwartzkopff-Werke mit der einstmals größten Lokomotivmontagehalle Europas erinnert heute die auf einer Drehscheibe stehende Dampflok 52 8135-7. Das alte Fabrikgelände beherbergt heute den Campus der 1991 gegründeten Technischen Fachhochschule Wildau.

Zeuthen Königs Wusterhausen

Autor:
Mike Straschewski

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
[1] Überblick der Entwicklung des Reichsbahndirektionsbezirkes Berlin 1945 bis 1955; Deutsche Reichsbahn, Rbd Berlin; 1987
[2] Kurzmeldung in den Berliner Verkehrsblättern; Heft 12/2008
[3] Berichtigung 3 zur La S-Bahn für die 21. bis 22. Woche vom 29.05.2013
[4] Pressemitteilung des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft vom 13.01.2014

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
19. Juni 2014 (neue Version), 26. Oktober 2008 (alte Version)


letzte Änderung des Textes: 19. Juni 2014

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