Bild: Lichterfelde Süd


telegrafisches Kurzzeichen: BLIS, vormals Lis
eröffnet: 1. August 1893 (als Groß-Lichterfelde Süd)
elektrischer Betrieb seit: 9. August 1943
Zugverkehr eingestellt: 9. Januar 1984
Zugverkehr wieder aufgenommen: 25. September 1998
Station liegt an der Anhalter Bahn

Teltow-Stadt Osdorfer Straße

Als man am 1. August 1893 den Bahnhof eröffnete, hieß er noch Groß-Lichterfelde Süd. Erst am 21. März 1925 wurde er in Lichterfelde Süd umbenannt. Bis 1945 hielten hier noch die Fernzüge von und zum Anhalter Bahnhof. Am 9. August 1943, mitten im zweiten Weltkrieg, war es dann soweit: der elektrische S-Bahnverkehr erreichte nun von Lichterfelde Ost kommend den Bahnhof Lichterfelde Süd.

Bestand der Bahnhof vorher aus zwei Seitenbahnsteigen, so ersetzte man diese in den Jahren 1942/43 durch zwei Mittelbahnsteige. Gemäß den Ausbauplänen zur Welthauptstadt Germania sollte der westlichere Bahnsteig A den abfahrenden Zügen noch zu bauender Strecken in Richtung Teltow/Stahnsdorf sowie Großbeeren/Trebbin dienen, der östlichere Bahnsteig B ihrer jeweiligen Ankunft. Südöstlich waren ein Reichsbahnausbesserungswerk und eine neue Reichsbahnversuchsanstalt geplant. Nach dem Krieg requirierte die US-Armee schließlich das Areal und funktionierte es zu einem Übungsgelände mit einer Geisterstadt um, in der sie den Häuserkampf übte.

Bild: Blick Richtung Teltow

1988, Blick in Richtung Teltow.
In der Bildmitte das ehemalige Stellwerk "Lis".

In der Zeit nach dem Mauerbau stiegen auch in Lichterfelde Süd kaum noch Fahrgäste ein und aus, die in den Jahren 1968-74 entstandene "Thermometer-Siedlung" (die Straßen im Wohngebiet wurden teilweise nach den Begründern der Temperaturmessung Celsius, Fahrenheit und Réaumur benannt) änderte daran auch nicht viel.
Legendär ist natürlich der Fahrkartenverkauf auf diesem Bahnhof: Wer mitfahren wollte, machte sich beim Fahrdienstleiter des sich auf dem Bahnsteig befindlichen Stellwerkes "Lis" bemerkbar und sagte ihm seinen Fahrtwunsch. Daraufhin nannte er den Fahrpreis und ließ an einer Schnur ein Körbchen herunter, in dem man sein Fahrgeld hineinlegte. Einmal hochgezogen und wieder heruntergelassen konnte man nun seine Fahrkarte und eventuelles Wechselgeld dem Körbchen entnehmen und seine Fahrt beginnen.

Nach der Übernahme der Betriebsrechte durch die BVG am 9. Januar 1984 wurde der S-Bahnverkehr eingestellt. Die Anlagen verfielen zusehends, die Natur holte sich ihr Terrain zurück. Steppte vorher hier schon nicht mehr der Bär, war nun endgültig tote Hose. Endgültig? Nein, in das Abfertigungsgebäude zog ein Tanzclub ein und erfüllte es so mit Leben.

Erst im Jahre 1997 begann man mit den Vorbereitungen zur Wiederinbetriebnahme. Zur Wiedereröffnung am 25. September 1998 entstand ein neuer Bahnsteig. Dieser befindet sich ungefähr an gleicher Stelle wie der damalige Bahnsteig B. Den ehemaligen Bahnsteig A mit dem alten Stellwerk "Lis" gibt es heute immer noch, er verfällt jedoch zusehends. Eine zweigleisige Kehranlage in Richtung Süden bietet Platz für das Abstellen zweier Vollzüge.

Teltow-Stadt Osdorfer Straße

Autor:
Mike Straschewski

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998

weiterführende Links:
Bahnstrecken im Süden Berlins
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008


letzte Änderung des Textes: 22. März 2008

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