Bild: Lichtenrade


telegrafisches Kurzzeichen: BLRD, vormals Lrd
eröffnet: 1. Juni 1883
elektrischer Betrieb seit: 15. Mai 1939
Station liegt an der Dresdener Bahn

Schichauweg Mahlow

Mit einem einfachen Seitenbahnsteig, der damals noch südlich der (ab 1906 benannten) Bahnhofstraße lag, eröffnete die Station Lichtenrade am 1. Juni 1883. Der Bahnhof befand sich noch weit entfernt vom namensgebenden Dorf Lichtenrade. Ein Bahnhofsgebäude aus gelben Ziegelsichtmauerwerk kam erst im Jahre 1892 hinzu, dieses wurde jedoch schon nördlich an seinem heutigen Standpunkt errichtet. Zu Testzwecken wurde nach der Jahrhundertwende eine Schnellfahrstrecke auf der Militärbahn zwischen Zossen und Marienfelde eingerichtet. Diese Versuchszüge fuhren mit bis zu 210 Stundenkilometern durch den Bahnhof.

Bild: Empfangsgebäude

Im alten Bahnhofsgebäude befanden sich nach seiner Erbauung im Erdgeschoß die Diensträume, im Obergeschoß die Wohnung des Bahnhhofsvorstehers.
Der Zugang zum Bahnsteig erfolgt heute ebenerdig über die am Bahnhof verlaufende Bahnhofstraße (10. Oktober 2007).

Am 20. September 1910 folgte der neue Mittelbahnsteig dem Bahnhofsgebäude. Auch er liegt seitdem nördlich der Bahnhofsstraße. Sein einziger Zugang - damals wie heute - liegt an der Südseite des Bahnsteiges. Bis in die 1980er Jahre hinein konnten die Reisenden den Bahnhof nur durch einen Tunnel erreichen.

Der elektrische S-Bahnverkehr wurde mit dem Fahrplanwechsel am 15. Mai 1939 aufgenommen, er läuft seitdem fast ohne Unterbrechung. Erstmals wurde der Betrieb kriegsbedingt (vmtl. 25. April 1945) für ca. fünf Monate eingestellt, das zweite Mal wegen des Wiederaufbaus des zweiten Streckengleises vom 8. August bis zum 1. Oktober 1988.
Eine verkehrliche Besonderheit gab es in Lichtenrade Ende der 1940er Jahre: Zwischen dem 26. Juli 1948 und 8. Oktober 1950 fuhren von hier Züge im Vorortverkehr nach Grünau über den angeschlossenen Güteraußenring.
Mit dem Mauerbau im August 1961 wurde der Bahnhof schließlich für die nächsten 31 Jahre zur Endstation, die Fahrgastzahlen gingen auch hier rapide zurück. Im Zusammenhang mit dem Umbau der Gleis- und Sicherunganlagen im Bahnhof Marienfelde wurde das Stellwerk "Lrd" am Nordkopf des Bahnhofes zum Jahresende 1977/78 stillgelegt [1]. Ab Januar 1978 benutzten die S-Bahnzüge nur noch eine Bahnsteigseite - Lichtenrade war damit betrieblich zu einem Haltepunkt auf offener Strecke degradiert (vergleichbar mit dem heutigen S-Bahnhof Blankenfelde).

Mit der Übernahme der Betriebsrechte durch die BVG am 9. Januar 1984 zog neues Leben ein. Der jahrelang genutzte Abgang vom Bahnsteig zur Bahnhofsstraße durch einen Tunnel wurde im November 1984 geschlossen, es entstand ein ebenerdiger Zugang. Dieser Tunnel existiert noch heute, Tausende Fahrgäste überschreiten täglich das ihn abdeckende Blech.
Im Rahmen des zweigleisigen Streckenausbaus zwischen Marienfelde und Lichtenrade wurde hier neben dem Einbau eines Weichentrapezes auch ein drittes Gleis für Abstellzwecke neu erbaut. Diese sechs Weichen sowie drei Haupt- und zwei Rangiersignale (Signalbauformen der Deutschen Bundesbahn) bedurften eines neuen Stellwerkes, dessen Stelltisch wurde jetzt erstmals im Aufsichtsgebäude untergebracht. Gab es anfangs noch einen Fahrdienstleiter und ein Aufsichtspersonal, so wurden diese beiden Funktionen aus Kostengründen mittlerweile vereinigt. Im Zusammenhang mit diesem Umbau tauschte man auch die Gleisbezeichnungen: aus Gleis 1 wurde 2 und umgekehrt.

Das zweite Streckengleis Lichtenrade—Marienfelde und das Stellwerk gingen am 28. August 1990 in Betrieb. Für die zwei Jahre später stattfindende Streckenerweiterung nach Blankenfelde wurde die Stellwerkstechnik nochmals angepasst [2].

Bild: Blick Ri Schichauweg

Im nördlichen Bahnhofsbereich befindet sich auf dem alten Gleisplanum der Fernbahn eine Abstellanlage für drei Vollzüge (10. Oktober 2007).

Der Zugangstunnel wurde im Zusammenhang mit der Bahnhofssanierung aufgegeben. Hierzu wurde der Bahnsteig abschnittsweise halbseitig gesperrt. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte schon die Deckelung der Zugangstreppe. Den Bahnsteig erreichte man über provisorische Zugänge, die man im Bereich der Prellböcke auf dem Gleisstumpf in Richtung Straße - mal auf Gleis 1, mal auf Gleis 2 - erreichte. Bei der BVG-Übernahme am 9. Januar 1984 wurde Gleis 1 (östliches Gleis) benutzt. Ab 29. Oktober 1984 wurde wegen der Sanierung das Gleis 2 (westliches Gleis) benutzt. Seit Anfang April 1985 wieder das Gleis 1 (östliches Gleis) und ab 24. Januar 1986 wieder das Gleis 2 (westliches Gleis). Der abgedeckelte Zugang wurde Anfang Februar 1986 fertiggestellt.

Vom Dezember 1985 bis 1991 befand sich südlich des Bahnüberganges auf dem alten Gleisplanum ein P+R Parkplatz. Dieser wurde mit dem Wiederaufbau der S-Bahntrasse aufgegeben.
Die nächste Belebung fand am 31. August 1992 statt. Aus dem seit 1961 als Endstation dienenden Bahnhof wurde nun wieder eine Durchgangsstation, die Züge fahren seitdem wieder weiter in Richtung Süden nach Mahlow und Blankenfelde. Die Zukunft von Lichtenrade wird mit dem Wiederaufbau der Dresdener Bahn und den damit verbundenen Auflagen so aussehen: Abriss der vorhanden Substanz und Neubau eines architektonisch einfaltslosen Bahnsteiges mit vandalismusresistenten Bahnsteigmöbeln. Adè Geschichte...

Schichauweg Mahlow

Autoren:
Detlef Hoge, Mike Straschewski

Quellen:
[1] Kurzmeldung; Berliner Verkehrsblätter; 3/1978
[2] Vom Blauen Bock zur S2; Friedrich Neubacher, Uwe Poppel, Wolfgang Kramer; Berliner Verkehrsblätter 10/1992
S-Bahn-Ausbau zwischen Marienfelde und Lichtenrade; Uwe Poppel;;Berliner Verkehrsblätter; 6/1988

weitere Quellen und Buchtipps:
Die Bauwerke der Berliner S-Bahn: Die Vorortstrecke nach Zossen; H. Schmidt, J. Tomisch; Verlag Volker Spiess GmbH, 1985
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998

weiterführende Links:
Bahnstrecken im Süden Berlins
Der Bahnhof bei Google Maps
Das Stellwerk "Lrd" auf der Webseite S-Bahn-Fahrdienstleiter

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008


letzte Änderung des Textes: 15. März 2008

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