Markus Hellwig:
Berliner S-Bahn im Februar 1983: S-Bw Wannsee und ‚Nathan’


eine Seite zurück Zur Indexseite eine Seite weiter

Mein Einstandsbeitrag steht unter dem Motto "Wie alles begann":
Am 24. Dezember 1982 brachte mir der rotgekleidete Bärtige - von dessen Nicht-Existenz ich schon etliche Jahre vorher überzeugt war - meine erste Spiegelreflex-Kamera. Nun war ich zu dieser Zeit immerhin schon stolze 16 Jahre alt, so daß ich mich finanziell an einem Teil dieses "Geschenks" zu beteiligen hatte. Das schmale Budget erlaubte lediglich den Erwerb des fotomechanischen Spitzenprodukts aus dem benachbarten Ausland in Gestalt einer Praktica TL 1000 des VEB Pentacon Dresden.
Wenn mich meine (altersbedingt getrübte) Erinnerung nicht ganz täuscht, war für dieses Gerät ein Betrag in Höhe von 199 echten Deutschmark zu legen. Dafür erlaubte die manuelle Nachführmessung das Erlernen der tieferen Zusammenhänge zwischen Belichtungszeit und Blende. Wie die nachfolgenden Bilder zeigen werden, stand ich noch am Anfang einer recht steilen Lernkurve...

Meine erste eisenbahnkundliche Foto-Exkursion sollte mich im Februar 1983 in das S-Bahnbetriebswerk Wannsee führen.

Bild: Überführung der Friedhofsbahn

Mit durchaus angemessenem Herzklopfen mußte ich hierzu die Ferngleise überqueren. Liebe Kinder: Bitte nicht nachmachen!
Die Einfahrsignale des Bahnhofs Wannsee an der Brücke des Stahnsdorfer Gleises hatten noch "Form".


Bild: im S-Bw Wannsee-1

Nachdem sich mein Puls wieder halbwegs beruhigt hatte, guckte ich mich im S-Bw um.


Bild: im S-Bw Wannsee-2


Bild: im S-Bw Wannsee-3


Bild: im S-Bw Wannsee-4


Bild: im S-Bw Wannsee-5

Das 2,8er Normalobjektiv von Carl Zeiss Jena konnte mittels Zwischenringen ("Telekonverter") eine Brennweitenverlängerung erfahren. Die optische Qualität war entsprechend...
Der Hilfsgerätezug (278 001-003) stand so blöd eingeparkt, daß ich mich an diesen nicht näher herantraute.


Bild: im S-Bw Wannsee-8

Nachdem ich mich mutig auf die andere Seite des Triebwagenschuppens gewagt habe, durfte ich dort zur Belohnung den Materialzug (vorderes Viertel: 275 695/696) ablichten.


Bild: im S-Bw Wannsee-9

Mittendrin die beiden Kuppelwagen: Ein Ommr „Linz“ und ein O „Halle“.


Bild: im S-Bw Wannsee-10

Das Scharfenberg-Kupplungsende des „Halle“ en détail.


Bild: im S-Bw Wannsee-11

Noch einmal: Der (dreiteilige) Hilfsgerätezug 278 001-003 aus der Ferne.


Bild: im S-Bw Wannsee-12

Das andere Ende des Materialzuges (275 747/748), der vorrangig zwischen den beiden S-Bw Wannsee und Nordbahnhof pendelte. Dank dieser Kurse blieb die 1980 für den Fahrgastbetrieb stillgelegte Wannseebahn - im Gegensatz zu anderen, gleichfalls 1980 außer Betrieb genommenen Strecken - weiterhin befahrbar.


Bild: im S-Bw Wannsee-13


Bild: im S-Bw Wannsee-14

Da ich bisher noch nicht "erwischt" wurde, schien mir allmählich der Rückzug geboten.
Ein letzter Schuß auf das Stellwerk Wsw, das lediglich vom 8. Oktober 1939 bis 1945 in Betrieb war und das Lars Molzberger auf seinen vorzüglichen Seiten näher behandelt.


Bild: im Bahnhof Wannsee

Zurück im Bahnhof Wannsee: Mit einem Bild des Umlaufs 1 der Zuggruppe S I (Funkbezeichnung „Saale“) nach Friedrichstraße soll der erste Teil dieser Exkursion enden.


Zu jener Zeit standen bekanntlich dem West-Berliner S-Bahnfreund lediglich drei Linien zur Auswahl. Meine nächste Tour (auch im Februar 1983) ging an die Anhalter Bahn.

Bild: Lichterfelde Süd-1

Lichterfelde Süd: Im Hintergrund ist offenbar wieder das legendäre Erdbeerkörbchen zum Fahrkartenerwerb im Einsatz.


Bild: Lichterfelde Süd-2

Nachdem auch ich auf diese sympathische Art in den Besitz einer gelben Edmonsonschen gelangt bin, nahm ich Platz im Umlauf 1 der Zuggruppe N II (Funkbezeichnung „Nathan“) nach Heiligensee.
Rechts die Kante des 1942 fertiggestellten Bahnsteigs B, der bereits 1951 außer Betrieb ging, als die elektrifizierten Vorortgleise bis Teltow verlängert wurden und die dampfgeführten Vorortzüge nunmehr dort endeten.


Das jetzt folgende akustische Erlebnis wird mir wohl auf ewig unvergeßlich bleiben:
"Zug Nathan nach Heiligensee Türen schließen."
Rummmms.
"Nathan nach Heiligensee abfahren!"
Klackklack-Bumm. Möööööööhhhh...

S-Bahnfahren kann durchaus Spaß machen!

Bild: Lichterfelde Ost

Blick aus dem Zug auf den Vorort- (vorn) und Fernbahnsteig (hinten) in Lichterfelde Ost. Der Beitritt der stolzen Gemeinde Groß Lichterfelde (Kreis Teltow) zur Stadtgemeinde Groß Berlin am 1. Oktober 1920 machte in der Folgezeit wohl das Zusatzschild nötig. Beachte auch die Reste des "Hampelmanns" rechts.


Bild: Grenze-1

Dreißig Minuten später: Hinter dem (durchfahrenen) Bahnhof Bornholmer Straße ging mein Blick ostwärts auf die Brücke der 1897 eröffneten Verbindungskurve vom Rangierbahnhof Pankow zum Bahnhof Schönholz (Abzweigstelle „Vnp“) über die Fern- und Vorortgleise der Stettiner Bahn. Bereits 1952 endete die Befahrung dieser Verbindungskurve mit planmäßigen Güterzügen, sie wurde noch bis 1958 für Lokleerfahrten genutzt und anschließend stillgelegt.


Bild: Heiligensee-1

Ankunft in Heiligensee. Der Schluß ist illuminiert, das Zielschild weggedreht.


Bild: Heiligensee-2

Der - selbstverständlich! - korrekt gekleidete Triebwagenführer machte sich an die Rückleistung. Der Fahrgastandrang hielt sich in Grenzen.


Bild: Heiligensee-3

„Nathan“ nach Lichterfelde Süd entschwand im Filmkorn. Die H-Tafel hatte seit August 1961 ihre Bedeutung verloren, da kein Zug mehr aus Hennigsdorf kam...


Bild: Heiligensee-4

Die 20 Minuten bis zur Abfahrt des nächsten Zuges sollten für einen Gang "bis an die Grenze" genutzt werden. Ausfahrsignal Heiligensee in Richtung Hennigsdorf.


Bild: Grenze-2

Viel weiter ging es hier nicht mehr...


Bild: Grenze-3

Ende mit gewachsenem Gleisabschluß: Im Bereich des Grenzstreifens war der Bahndamm abgetragen, der Wachturm stand etwas bizarr auf dem verbliebenen Brückenbauwerk.


Bild: Liesenbrücke-1

Auf der Rückfahrt waren die 1897 errichteten Brücken der Stettiner Bahn über die Liesen-/Ackerstraße abzubilden.


Bild: Liesenbrücke-2

Nachschuß im Grenzgebiet: Die südlichen Widerlager (Gehweg der Liesenstraße) lagen bereits „im Osten“.


Bild: Anhalter Bahnhof

Im Anhalter Bahnhof korrespondieren die opak-weißen Fliesen des mittleren Treppenaufgangs (Übergang zum Fernbahnhof) mit der ockergrünbraunen Keramik von 1965. Der farblich zu den originalen Fliesen von 1939 passende weiß emaillierte Mülleimer versteckt sich etwas verschämt, aber völlig zu Unrecht.


Bild: Südende

Kreuzungshalt in Südende: Aufgrund der (bis heute...) eingleisigen Teltowkanalbrücke war hier der Gegenzug abzuwarten. Jener Umlauf 1 diente bereits meiner Hinfahrt.


Bild: Wegübergang Fürsten-/Müllerstraße

Nach der Ankunft in Lichterfelde Süd entstand dieses Abschlußbild am Wegübergang Fürsten-/Müllerstraße. Umlauf 2 des ‚Nathan’ ist wieder nordwärts unterwegs.

Danke fürs Mitfahren!


eine Seite zurück Zur Indexseite eine Seite weiter

Originalbeitrag vom 10. Februar 2013:
www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?17,6278333

letzte Änderung:
28. Februar 2016

Veröffentlichung:
28. Februar 2016

nach oben