Bild: Spindlersfeld


telegrafisches Kurzzeichen: BSPF, vormals Spf
eröffnet: 1. April 1892
elektrischer Betrieb (6000 Volt) seit: 15. August 1903
elektrischer Betrieb (6000 Volt) eingestellt: 1. März 1906
elektrischer Betrieb (750 Volt) seit: 1. Februar 1929
Station liegt an der Zweigbahn Schöneweide - Spindlersfeld

Oberspree  

Der Termin für die Inbetriebnahme des Bahnhofes Spindlersfeld ist der 1. April 1892. Seit diesem Tage hielten hier erstmals die dampfbetriebenen Vorortzüge, von Schöneweide aus kommend. Aber eigentlich verkehrten die ersten Loks schon viel früher: seit dem 15. November 1891, mit der Eröffnung der Stichstrecke Niederschöneweide - Johannisthal (heute Schöneweide) - Spindlersfeld, sah der Bahnhof die schwarzen Dampfrösser mit Güterzügen. Der Hauptgrund für den Bau der Strecke und des Bahnhofes dürfte auf eine Initiative der beiden Brüder Spindler und ihren dort ansässigen Wäschereien zurückzuführen sein.

Bild: Gleisplan von 1977

Gleisplan mit dem baulichen Zustand von 1977.
Den Plan können Sie hier als PDF-Dokument herunterladen

Knapp ein Jahrzehnt später, am 15. August 1903, erfolgten zwischen den Planzügen erste Versuchsfahrten im elektrischen Betrieb. 6000 Volt/25 Hertz waren zu testen, die Stromzuführung erfolgte über eine Oberleitung. Am 1. März 1906 wurde der Versuchsbetrieb wieder eingestellt. Das System hatte sich bewährt, es wurde 1908 in Hamburg auf der Strecke Blankenese - Ohlsdorf angewendet.

Im Rahmen der Großen Elektrisierung kamen ab dem 1. Februar 1929 die ersten S-Bahnzüge nach Spindlersfeld. Seitdem hat sich hier nicht wirklich viel verändert: der Eingangsbereich ist wie zu seiner Eröffnung, eingleisiger S-Bahnbetrieb damals wie heute, selbst die Fragmente des alten Zugzielanzeigers, des "Hampelmannes", sind heute noch vorhanden.

Bild: Mini-Otto am Bahnsteig

Der 17. Dezember 1978 war ein dunkler, feuchtkalter Sonntag.
Als Mini-Otto verkehrt die spätere Bouletten-Susi 276 069/070 zwischen Spindlersfeld und Schöneweide.
Der Bahnsteig hat zum Zeitpunkt der Aufnahme noch ein kleines Dach sowie einen Kiosk zu bieten.

Ein interessantes S-Bahnkapitel schrieb man vom 1. Februar 1976 bis zum 31. Mai 1986: auf der Zweigbahn Schöneweide - Spindlersfeld verkehrte der Mini-Otto. Die angrenzenden Gütergleise wurden bis Anfang der 1990er Jahre bedient, nördlich fuhr man zum VEB Blütenweiß (zuletzt Rewatex), südlich waren Gleise für den VEB Müllabfuhr. Zwei Ladestraßen sowie ein Güterschuppen ergänzten die Anlage. 1983 riß die Deutsche Reichsbahn (DR) die südliche Ladestraße ab und legte vier neue Gütergleise an.

Die immer wieder von der DR propagierten Rationalisierungsmaßnahmen erreichten auch Spindlersfeld. Am 18. Dezember 1988 wurde in den Räumen der örtlichen Aufsicht ein elektro-mechanisches Stellwerk in Betrieb genommen. Das Stellwerk Spf wurde stillgelegt, die Formsignale gegen Lichtsignale ausgetauscht. Da ebenfalls das Stellwerk Swt außer Betrieb genommen wurde, ging am Bahnübergang Bernstadter Weg eine neue signalabhängige Halbschrankenanlage in Betrieb.

Der ehemalige Eisenbahner Detlef Rudnick erinnert sich des Stellwerkes Swt.

Bild: Bahnübergang Bruno-Bürgel-Weg

Blick vom Bahnübergang Bernstadter Weg auf einen ausfahrenden 277mod.
Das Form-Ausfahrsignal C steht am Gleis 9. Dieses Gleis wurde von seitens der S-Bahn nur bei Verspätungen genutzt.
Ansonsten erfolgten von hier größtenteils die Ausfahrten der Übergabezüge nach der Bedienung der Spindlersfelder Anschlüsse (April 1983).

Mit dem Verkehrsrückgang in den 1990er Jahren sank auch die Bedienung der Güteranlagen und Anschlußgleise. Heute erinnern nur noch wenige Fragmente an die alte Bedeutung des Bahnhofes. Mitte 2006 begannen die Arbeiten für die Verlängerung des Bahnsteiges an die Oberspreestraße. Diese ging am 14. August 2006 in Betrieb, damit verkürzten sich die Umsteigewege für die Fahrgäste erheblich. Der alte Zugang zur Ernst-Grube-Straße blieb erhalten.

Im November 2010 wurde die erst im Dezember 1988 eingebaute Hl-Sicherungstechnik entfernt und durch einen in Schöneweide eingerichteten Stichstreckenblock ersetzt. Das sich seitdem im Dienstraum der Aufsicht befindliche Stellwerk Spf ging am 12. November um 22.00 Uhr außer Betrieb. Während des nachfolgenden Wochenendes wurden die notwendigen Umbaumaßnahmen im Rahmen einer Vollsperrung durchgeführt. Seit Betriebsbeginn am 15. November 2010 ist Spindlersfeld bahnbetrieblich nur noch ein Haltepunkt. Dadurch entfielen insgesamt 5 Arbeitsplätze der in Spindlersfeld tätigen Fahrdienstleiter sowie der durch sie durchgeführte Fahrkartenverkauf. Letzterer kann aber durch die vor Ort ansässige DB Agentur weiterhin erfolgen.

Wie arbeitet ein Stichstreckenblock?
Fährt nun ein Zug in Schöneweide nach Spindlersfeld ab, wird der Abschnitt nach Spindlersfeld geblockt, kein weiterer Zug kann (wie es einst mal möglich war) nach Spindlersfeld nachfahren. Kommt der Zug wieder von Spindlersfeld zurück, wird der Blockabschnitt entblockt, der nächste Zug kann einfahren. Technisch gesehen heißt das, daß der in Schöneweide abgehende Vorblock am Endfeld des Schöneweider Einfahrsignals wieder ankommt. Oder einfacher gesagt: Der Stichstreckenblock sorgt dafür, daß nur ein einziger Zug auf der Strecke von Schöneweide nach Spindlersfeld unterwegs sein kann.

Dieser Stichstreckenblock ist nicht der erste bei der Berliner S-Bahn. Es gab (und gibt) schon mehrere Strecken, die mit dieser Sicherungsbauart ausgerüstet waren bzw. sind (Aufzählung ohne Anspruch auf Vollzähligkeit):

Sicherte bis dahin der Fahrdienstleiter Spindlersfeld den Bahnübergang (BÜ) Bruno-Bürgel-Weg, erfolgt diese Sicherung jetzt durch eine zugbediente Anlage. Entsprechend dem auf der gleichen Strecke vorhandenen BÜ Oberspreestraße wird dem Triebfahrzeugführer nun mit Bü-Überwachungssignalen der Sicherungszustand des Bahnüberganges angezeigt.
Um die Schließzeiten der Schranken zu gewährleisten, beträgt die nun einzuhaltende Streckenhöchstgeschwindigkeit bei der Ausfahrt aus dem nunmehrigen Haltepunkt Spindlersfeld bis kurz vor dem BÜ Bruno-Bürgel-Weg 50 km/h (vorher 60 km/h). In der Gegenrichtung, also bei Einfahrten in den neuen Haltepunkt, signalisiert jetzt ein Signal Lf 7 (40 km/h) die Einfahrgeschwindigkeit. Vor dem Umbau erfolgte dies durch das Zwischensignal E (Signalbegriff Hl 12a). Der immer noch im Stadtentwicklungsplan für 2015 (Planungstand: Juni 2003) vorgesehene teilweise zweigleisige Ausbau auf dieser Strecke dürfte damit vorerst hinfällig sein.

Hier finden Sie eine kleine Bildergalerie über die westliche Zufahrt zum Bahnhof Spindlersfeld

Oberspree  

Autor:
Mike Straschewski

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps
Das Stellwerk "Spf" auf der Webseite S-Bahn-Fahrdienstleiter

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008


letzte Änderung des Textes: 1. Januar 2012

Bilderseite für Spindlersfeld


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