Signale bei der Berliner S-Bahn


Formsignale

An den ersten elektrifizierten Vorortstrecken nach Lichterfelde Ost, Bernau, Oranienburg und Velten wurden die gleichen Signale verwendet, die auch bei der Fernbahn zum Einsatz kamen. Das waren die üblichen Formhauptsignale mit bis zu drei rotweißen Flügeln und das zugehörige, damals noch ausschließlich zweibegriffige Vorsignal mit der gelben, schwarz und weiß umrandeten Scheibe. Die Signale zeigten als Nachtzeichen farbige Lichter, am Hauptsignal ein rotes Licht für »Halt« oder ein bis drei grüne Lichter senkrecht untereinander, je eines für jeden in Fahrtstellung befindlichen Flügel. Das Vorsignal zeigte bei Nacht in Warnstellung zwei nach rechts steigende gelbe, in der Stellung Fahrt erwarten zwei nach rechts steigende grüne Lichter. Welcher Fahrtbegriff am Hauptsignal zu erwarten war, wurde am Vorsignal damals noch nicht angezeigt. Die Vorsignale standen im Regelfall 400 Meter vor dem zugehörigen Hauptsignal, was für die bei der S-Bahn gefahrenen Geschwindigkeiten auch heute noch ausreicht. Außerdem wurden soweit wie erforderlich die übrigen Signale gemäß des seinerzeit gültigen, mehrfach geänderten Signalbuchs von 1907 [1] verwendet. Wo erforderlich, wurden Strecken mit dichter Zugfolge durch Blockstellen in mehrere Blockabschnitte unterteilt. Als Blockanlagen wurden ausschließlich die üblichen handbedienten Ausführungen verwendet. Blockanlagen sichern den Zugverkehr auf der Strecke, indem sie die beteiligten Stellwerke und Blockstellen so voneinander abhängig machen, daß sich stets nur ein Zug in einem durch ein Hauptsignal gedeckten Abschnitt befindet. Formsignale werden heute bei der Berliner S-Bahn nicht mehr verwendet. Die letzten standen bis 1993 im Bahnhof Potsdam Stadt, der heute Potsdam Hbf heißt.


Bild: Formsignale in Potsdam Formsignale in Potsdam

Signal M (links) hat noch einen heute nicht mehr im Signalbuch enthaltenen Geschwindigkeitsanzeiger,der bei Hp 2 - Langsamfahrt - 60 km/h erlaubte.

Foto: Jens Wirgenings

Erste Lichtsignale

In Vorbereitung der geplanten »Großen Elektrisierung« wurde die bereits elektrisch betriebene Vorortstrecke vom Potsdamer Vorortbahnhof in Berlin nach Lichterfelde Ost mit selbsttätigen Blockanlagen und Lichtsignalen ausgerüstet, um Erfahrungen mit derartigen Einrichtungen sammeln zu können. Diese Anlagen gingen in den Jahren 1926/27 in Betrieb [2]. Die Signale zeigten die bei den Formsignalen bei Dunkelheit verwendeten Signalbilder gemäß Signalbuch auch am Tage, weswegen Lichtsignale damals auch Lichttagessignale genannt wurden. Lichtsignale haben den Vorteil, daß sie keinerlei bewegliche Teile benötigen und ihr Signalbild bei Tag und bei Nacht gleich ist. Bei den Hauptsignalen wurde das aus drei grünen Lichtern bestehende dreiflüglige Signalbild nicht mehr verwendet. Außerdem erhielten alle Hauptsignale dieser Strecke die neu eingeführten Ersatzsignale, die durch drei in Form eines A angeordnete weiße Lichter dargestellt werden. Auf Ersatzsignal darf ein Zug an einem Halt zeigenden oder gestörten Signal vorbeifahren. Andernfalls wäre hierfür ein schriftlicher Befehl zu überbringen oder über den ggf. vorhandenen Signalfernsprecher zu diktieren. Die Ersatzsignale waren in erster Linie bei den jetzt selbsttätig arbeitenden Blocksignalen erforderlich, da hier kein Bediener mehr in der Nähe ist, der ggf. einen Befehl überbringen könnte. Die selbsttätigen Signale wurden durch den fahrenden Zug gesteuert. Die Gleise erhielten dafür Gleisstromkreise zur selbsttätigen Gleisfreimeldung.


Bild: Lichthauptsignal Lichthauptsignal von 1926 in der Nähe von Yorckstraße.

Änderungen bei den Haupt- und Vorsignalen

1930 wurde die Bedeutung der Signalbilder der Hauptsignale geändert. Bis dahin wurde für die Einfahrt in das durchgehende Hauptgleis eines Bahnhofs stets das einflüglige Signalbild gezeigt, für alle anderen Einfahrten das zwei- oder dreiflüglige Signalbild. Eine Geschwindigkeitsaussage war mit dem jeweiligen Signalbild nicht verbunden, dem Lokführer mußte die einzuhaltende Geschwindigkeit bekannt sein. Ab 1930 wurde mit einem Signalflügel angezeigt, daß der Zug mit der für die Strecke zugelassenen Höchstgeschwindigkeit fahren darf, mit dem zwei- und dem dreiflügligen Signal wurde grundsätzlich eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 40 km/h vorgeschrieben. Daher konnte man später auf die dreiflügligen Signale verzichten. Das anzuzeigende Signalbild richtete sich nun nach den im Fahrweg vorhandenen Weichen, die abzweigend, abhängig vom Radius des Zweiggleises nur mit verminderter Geschwindigkeit befahren werden dürfen.

Anfang der dreißiger Jahre wurde beim Vorsignal außerdem ein dritter Begriff für die Ankündigung der Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung eingeführt. Dazu wurde unter der Vorsignalscheibe ein beweglicher, weißroter Zusatzflügel angebracht. Das zugehörige Nachtzeichen wurde mit zwei nach rechts steigenden gelben Lichtern, zu denen ein grünes Licht hinzukam, das senkrecht unter dem oberen gelben Licht und etwas höher als das untere gelbe Licht angeordnet war dargestellt. Diese und weitere inzwischen eingetretene Änderungen führten 1935 zur Herausgabe eines neuen Signalbuches [3].


weitere Seiten auf Stadtschnellbahn-Berlin.de

Historische Signalumbauten


Das Sv-Signalsystem Das Hl-Signalsystem Das Ks-Signalsystem

Autor:
Steffen Buhr
Der Autor ist Webmaster der Webseite www.blocksignal.de

Quellen:
[1] Signalbuch 1907
http://www.hs-merseburg.de/~nosske/EpocheII/ds/e2d_0601.html
[2] Lichtsignale bei der DRG
www.blocksignal.de
[3] Signalbuch 1935
http://www.hs-merseburg.de/~nosske/EpocheII/ds/e2d_3601.html

letzte Änderung:
26. Oktober 2010

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008

nach oben